Sturzprophylaxe

Sturzprophylaxe ist sehr wichtig in unserem Job, denn viele ältere Herrschaften, die einmal gefallen sind, fallen immer wieder oder wollen, bzw. können dann sogar gar nicht mehr laufen. Im Alter passiert es viel leichter, dass man sich etwas bricht. Stärkere Schmerzen nach dem Sturz sind normal, und die Genesung geschieht langsamer, als in jungen Jahren.

Vier Augen sehen besser als zwei

Als Altenpfleger ist es unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Seniorinnen und Senioren nicht fallen. Das fängt schon bei so kleinen Sachen an, wie darauf zu achten, dass die ältere Person ihre Brille trägt, dass diese auch geputzt ist oder dass das richtige und sichere Schuhwerk an den Füßen ist. Nicht also die bequemen Hauslatschen, sondern Schuhe, die geschlossen sind und den Füßen stabilen Halt geben. Auch, wenn es immer wieder Senioren gibt, die da eine andere Meinung haben, beraten wir Senioren stets hingehend dieser Tatsache.

Stock, Rollator oder Rollstuhl – alles parat?

Ebenso wichtig ist das Mitführen von Hilfsmitteln – ein Gehstock, ein Rollator oder ein Rollstuhl. Beim Rollstuhl ist beispielsweise darauf zu achten, die Bremsen anzuziehen, bevor die darin sitzende Person aufsteht. Barrierefreiheit. Ein weiteres Thema, worauf wir als Pflegefachkräfte achten müssen. Grundsätzlich ist die Barrierefreiheit in Einrichtungen für ältere Menschen gegeben. Darüber hinaus sollte aber auch das Zimmer eines Senioren nicht zu vorgestellt sein und der Boden muss frei von Dingen und Gegenständen bleiben worüber man leicht stolpern kann.

Ein ausgekipptes Glas Wasser mag für uns jüngere Menschen nicht weiter schlimm sein. Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner wird die Nässe aber schnell zu einem Problem, denn sie können in noch so kleinen Pfützen ausrutschen und sich etwas dabei tun. Ist der Weg weit oder noch so kurz – all die Handläufe in den Fluren helfen dabei ein kleines Päuschen einzulegen und sich bei Bedarf daran festzuhalten.

Trotz aller Vorbeugungsmaßnahmen: Wenn doch jemand stürzt

Nun ja trotz all der Dinge die wir wissen und beachten, passiert es leider trotzdem dass ein Bewohner mal stürzt. Dann ist es wichtig Ruhe zu bewahren, immer Kollegen dazu zu holen, die dabei helfen, den Bewohner wieder aufzurichten oder gegebenenfalls den Notarzt rufen können. Als allererstes sollte man immer erst auf den Notrufknopf drücken, woraufhin sofort jemand von den Kollegen alarmiert ist hinzu zu kommen. Als zweites eilt man direkt zum Bewohner: Als Pfleger prüfen wir direkt, ob die Person ansprechbar ist und fragen, ob etwas weh tut. Sobald die Kollegin da ist, richtet man gemeinsam den Bewohner vorsichtig auf und setzt ihn oder sie auf einen Stuhl oder auf das Bett. Nun ist es wichtig die Vitalzeichen wie Puls und Blutdruck zu messen. Um sich abzusichern, sollte immer ein Arzt gerufen werden. Geht es dem Bewohner soweit gut und ist der Zustand stabil, überprüft man als Pfleger selber, ob bei dem Senior oder der Seniorin blauen Flecken oder andere Wunden entstanden sind.

Protokoll muss sein!

Wenn nun alle Hektik vorbei ist, ist unsere Arbeit jedoch noch nicht erledigt! Jetzt ist es wichtig ein Sturzprotokoll zu schreiben. Darin wird zum Beispiel festgehalten, um welche Uhrzeit der Sturz geschah, der Ort des Geschehens, wie der Bewohner oder die Bewohnerin vorgefunden wurde und ob bzw. welche Veletzungen gegebenenfalls entstanden sind. Das sind nur ein paar wenige von den Dingen die dokumentiert werden müssen. Zu guter Letzt ist es sinnvoll die Angehörigen und auch den Bewohner selbst über den Sturz zu informieren und zu beruhigen. Viele Angehörige denken bei einem Sturz direkt, dass wer weiß was passiert ist und machen sich große Sorgen. Na ja, manchmal – aber zum Glück wirklich nur manchmal – ist das auch so…

Eine Schrecksekunde aus meinem Arbeitsalltag

Da fällt mir noch eine Situation ein, die mir selbst im Dienst passiert ist: Eine Bewohnerin kommt kurz vor Feierabend um halb 9 Uhr zu uns ins Dienstzimmer und sagt es hätte so laut geknallt. Sie wüsste nicht, was das hätte sein können, ob wir mal bitte nachsehen können. Also haben ich und meine Kollegin uns auf den Weg gemacht, um zu gucken, ob vielleicht jemand aus dem Bett gefallen war oder ähnliches. Wir gehen also durch die einzelnen Zimmer und da sehe ich, als ich die Tür eines Bewohners öffne, seinen Kleiderschrank mitten im Zimmer liegen. Ich wundere mich, warum liegt der Schrank hier auf dem Boden und bemerke als nächstes den Kopf des Bewohners unterm Schrank vorgucken. Ich rufe meine Kollegin und zusammen heben wir den Schrank hoch.

Der Bewohner wollte einfach einen Kleiderbügel aus dem obersten Fach des Schrankes holen. In den Schränken ist unten eine Schublade. Er hatte diese rausgezogen und ist in sie reingestiegen, um oben an die Bügel zu kommen. Durch das starke Übergewicht nach vorne ist der Schrank mit ihm umgefallen. Ihr glaubt es wahrscheinlich nicht, aber das einzige, was er sich zugezogen hat, ist ein blauer Fleck an der Hüfte und eine kleine offene Stelle an seinem Arm. Er hatte so viel Glück! Heute sagt er, er wird so etwas auch nicht wieder machen, denn das war ihm eine Lehre. Er wollte uns die Arbeit abnehmen, ihm den Kleiderbügel aus dem Schrank holen zu müssen. Jetzt hat er ein schlechtes Gewissen uns viel mehr Arbeit gemacht zu haben – der Schrank ist Totalschaden und alle Sachen daraus lagen im Zimmer verteilt. Jetzt holt er uns lieber direkt, wenn er noch mal etwas von oben aus dem Schrank braucht. Und ich bin heilfroh, dass nach dem ersten Schock wirklich sonst nichts Schlimmeres passiert ist!

About evahenze

Ich bin in die Pflege gegangen um den Menschen so gut ich kann zu helfen und ihre letzten Tage so schön und angenehm wie möglich zu machen.

7 Kommentare

  1. Wer schreibt eigentlich die Sturzprotokolle? Die Helfer meines Erachtens nicht. Die Fachkraft muss einschätzen liegenlassen oder aufheben.
    Zumal eine Pflegehilfskraft gar nicht beurteilen kann, ob eine schwerwiegende Verletzung vorliegt. Die Vitalzeichenkontrolle muss ja auch die Pflegefachkraft machen…

  2. Vielen Dank für die Tipps, in Fällen falls der zu Betreunde sich verletzt. Meine Großeltern benötigen einen Pflegedienst. Lange hatte ich mich um sie gekümmert, aber nun habe ich alle meine Urlaubstage verbraucht und sogar eine Tage krank gemacht um mich um sie zu kümmern. Das ist aber nicht mehr tragbar.

  3. Ich bin zuständig dafür meine Großeltern zum Arzt zu bringen. Die sind kürzlich gestürzt und können daher nicht mehr eigenständig zum Arzt. Wie Sie sagen, wurden normalerweise auch bei meinen Großeltern auf alle möglich Vorbeugungsmaßnahmen wert gelegt, doch irgendwie geschah es trotzdem.

  4. Hallo Eva,

    danke für den tollen Artikel. Zu ergänzen wäre meinerseits noch, dass es so genannte Notfall-Hebekissen gibt, mit denen Personen erstens würdevoll und zweitens rückenschonend für die Hilfs-/Pflegekräfte aufgehoben werden können. Einige Caritas-Einrichtungen verwenden sie auch schon. Liebe Grüße

  5. Ach, meine Eva, was für ein gelungener Artikel.
    *Wie gerne würde ich einmal mit dir zusammen arbeiten und richtig das Haus rocken – du einnehmendes, unverstelltes Wesen Du!*
    ( bald ist wieder Schule…:-) )
    High five !!

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