Wagentausch

Rollator mit drei Lehrbüchern im Korb
Stilleben: Rollator und Fachbücher der Altenpflege

Ein verbreitetes Utensil bei den Senioren, die wir betreuen, ist der Rollator, auch Gehwagen genannt. Es kursieren jede Menge meist liebevolle Koseworte für denselben; Porsche und Mercedes sind nur zwei davon.

In dem kleinen Seniorenheim in Zehlendorf, in dem ich jahrelang arbeitete, begleitete ich stets eine Dame vom zweiten Stock in den ersten Stock zum Frühstücksraum. Und jeden Morgen rief sie beim Anblick des vollgeparkten Flures: „Oh! Sind hier viele Autos!!!“

Jetzt arbeite ich ambulant und auch in der Hauspflege ist der Gehwagen ein sehr geschätztes Hilfsmittel. Oftmals bewegen sich die Senioren noch sicher und ohne Hilfe in ihren eigenen vier Wänden. Aber für längere Strecken, für den Einkauf oder für eine Sitzmöglichkeit zwischendurch, kommt der Rollator zum Einsatz.

Bei einem Hausbesuch erzählte ein Klient uns Folgendes. Er war mit seinem Rollator einkaufen und besorgte dies und das aus den Regalen, um die Sachen dann im Wagenkörbchen zu verstauen. Zu Hause beim Auspacken merkte er plötzlich, dass der Wagen gar nicht mehr sein Rollator war. Er sah fast genauso aus , aber er war es nicht.

Über die Fahrgestellnummer konnte er die Telefonnummer der Inhaberin herausfinden und rief sie an. Die Dame am Telefon schmunzelte sofort. Sie hatte die Verwechslung inzwischen auch bemerkt. Beide hatten anscheinend ihren Wagen im Flur des Einkaufsladens abgestellt und beim Weitergehen zum falschen gegriffen.

Die Übergabe wurde vereinbart. Unser Klient, ganz die alte Schule, lud die Dame natürlich noch zu Kaffee und Kuchen ein. Am Ende reichte es nicht ganz für eine wundersame Liebesgeschichte, aber wir lachten zusammen mit unserem Herrn Senior herzlich über die nette Begebenheit.

About Jana Wernitz

Ich bin Jahrgang 1977, waschechte Berlinerin, verheiratet, 1 Sohn. Mein erster Beruf ist Heilpraktikerin, seit 2006 arbeite ich Teilzeit in der Altenpflege und seit 2014 bin ich in Ausbildung zur staatlich examinierten Altenpflegerin.

6 Kommentare

  1. Der Rollator ist auch bei uns identitätsstiftend, sehr wichtig wie lackiert, welche Ausstattung und insbesondere wie der sog. Gehwagen eingeparkt wird. Ein herrliches Gefährt. Danke für den schönen Betrag liebe Jana.

    1. Interessante Frage!!! Wir haben das gerade mal recherchiert und sind auf Wikipedia fündig geworden! Der englische Beitrag zum “Walker” ist noch ein bisschen aufschlussgebender als der deutsche Beitrag. Anscheinend kamen die ersten Patente in den 1950er Jahren aus England und den USA.
      Nachzulesen hier auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Walker_%28mobility%29#Rollators
      und hier auf Deutsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rollator

  2. Meine Schwiegermutter hat auch so ein Gefährt. Sie sagt immer, den Erfinder des Rollators kann man nicht genug ehren, der Rollators sei ein ‘dolles Ding’. Als Erkennungszeichen klemmt eine ‘CariMaus’ dran – eine kleine Stoffmaus mit Caritas-Herz.

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