Der Tod hinter der Haustür – Sterbebegleitung in der ambulanten Pflege

Als Pflegekraft in der ambulanten Pflege weiß ich nie, was mich hinter der Haustür eines Kunden erwartet. Manchmal habe ich einen Kunden angetroffen, dessen Lebensreise sich dem Ende näherte, der im Sterben lag. In dieser Situation entsteht erhöhter Gesprächsbedarf, sowie der Wunsch nach Nähe und Geborgenheit. Was kann man in der häuslichen Pflege mit gutem Gewissen leisten?

Netzwerk für die Sterbebegleitung

Die Caritas-Sozialstationen verfügen über ein großes Netz an Kontakten. Es gibt ehrenamtliche Mitarbeiter, zum Beispiel vom Caritas-Hospizdienst, die für die Gesprächsführung in der Sterbephase geschult sind. Diese kommen zusätzlich, zu den bekannten Pflegekräften und den Palliativ-Ärzten. Somit kann gemeinsam dem Wunsch des Kunden entsprochen werden. Beispielsweise ob der Wille besteht im eigenen Zuhause zu bleiben oder evtl. doch in ein Hospiz zu gehen. Manchmal gibt es auch Fragen mit denen der Kunde sich beschäftigt und bei denen er mit den Antworten überfordert ist. Kirchlicher Beistand kann auch wichtig sein. Die Caritas ist dabei dieses Netzwerk effektiver zu nutzen, das heißt Organisatorisches schnellstmöglich abzudecken. Es erfordert Zeit, um sämtliche benannte Organisationen zu informieren (auch wichtige Pflegeutensilien und Pflegehilfsmittel sowie Vorsorgevollmachten müssen zügig bereit gestellt werden), dies muss noch schneller und kompakter gehen.

Bei der Pflege unheilbar Erkrankter kann niemand sagen, wie lange der Mensch bei uns bleiben darf. Von daher ist jeder Tag ein Segen, an dem gelacht, gesprochen und beschäftigt wird.

Was passiert wenn das Leben erlischt, während der Pfleger dabei ist?

Ich pflegte eine Kundin, die sich seit längerer Zeit in der Sterbephase befand. Schon am Morgen hatte sie keinen Appetit, wirkte in sich gekehrt und ihre Glieder wirkten erschlafft. Nach der Mittagspause war mein nächster Einsatz bei ihr geplant und ich entschied mich eigenständig auf meine Pause zu verzichten, um schneller bei ihr zu sein. Der Allgemeinzustand war wie am Morgen und der Hausarzt wurde von mir benachrichtigt.  Ich empfand es als ein Geschenk, ihre Hand halten zu können, während sie ihren letzten Atemzug tat und bilde mir ein, dass sie es spürte nicht allein gewesen zu sein. Ich blieb noch bei ihr, bis der Bestatter eintraf.

Meine Einsatzleitung hat eindringlich gefragt wie ich mich fühle. Sie wollte mich nicht allein lassen, mit dieser Situation. Auch Kollegen unterstützen in so einer Situation einander: tauschen sich untereinander aus, spenden Trost und stärken die Seele. Die Pflegerufzentrale der Caritas ist  24 Stunden am Tag telefonisch erreichbar. Dort stehen erfahrende Pflegefachkräfte mit Rat und Tat zur Seite – und auch wenn man nur kurz mal ein Wort loswerden möchte.

Sicherlich gibt es Beispiele,  bei denen man den Sterbenden in erschreckenden Situationen vorfindet. In diesem Fall, sollte sich die Pflegekraft  psychologische Unterstützung holen und ohne schlechtes Gewissen die Tour abbrechen. Jeder Mensch geht mit der Thematik Tod anders um. Für den einen ist es erschreckend, angsteinflößend oder gar gruselig und für den anderen ist es eine Ehre den letzten Weg eines Menschen zu unterstützen und zu begleiten. Bei  jeder Art der Gefühlsempfindung gilt: Respekt und Verständnis.

Dank gehört allen Pflegekräften, die unsere Kunden – egal welchen Alters – am Ende ihres Lebens begleiten und unterstützen.

Alle treten die persönliche Reise an, keiner weiß so genau wann.
Doch eines muss ein jeder bedenken, wie wichtig es ist Gesellschaft zu schenken.
Reisen tun wir ganz allein, doch nicht alle werden bereit dafür sein.
Lieber Mensch ich halt dir die Hand, damit du in Frieden deine Reise antreten kannst.

Gabriele Kostic

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