Die Entdeckung der Langsamkeit in der Pflege
Neulich durfte ich bei Frau Schulze die Körperpflege am Morgen im Bett durchführen. Es hat ein bisschen länger gedauert. Frau Schulze ist dement, daher oft in einer anderen, nämlich in ihrer Realität und ist deshalb meistens unruhig.
Eigentlich war ich schon fertig, ich wollte ihr nur noch schnell die Haare kämmen. Ich gehe ja auch nicht verstrubbelt aus dem Haus. Ich finde ja, dass Haare für eine Frau wichtig sind. Meine Oma ist jede Woche zum Friseur gegangen. Sie hat viel Wert darauf gelegt, dass ihre Frisur gut aussieht. Ich glaube, gerade für alte Frauen ist das wichtig.
Im Nachttischchen habe ich ihre Bürste gefunden. Ich nahm diese und dachte mir: „Vielleicht lässt sie es zu, dass ich ihr die Haare kämme.“
Ein Glückserlebnis
Ich strich ihr vorsichtig mit der Noppenbürste von vorne nach hinten über die Haare – ihr Gesicht hat sich entspannt. Jetzt war sie auf ein Mal ruhig, ihre Augen waren geschlossen, das kannte ich von ihr nicht. Ich war sehr überrascht, denn so entspannt habe ich Frau Schulze noch nie erlebt. Meist plappert sie viel vor sich hin.
Für mich war das ein wunderschönes Gefühl. Am liebsten hätte ich stundenlag weitergemacht.
Ein Glückserlebnis. Das sind die Momente, die Augenblicke, für welche ich diesen Beruf liebe!
- Eigentlich bin ich auf Zack - 14. Februar 2017