Totgeschwiegen

Gruppe vor Ausstellungsgebäude
Klassenfoto vor der Ausstellung “Totgeschwiegen”

Zur Ausbildung einer Altenpflegerin gehört auch das Thema “Psychiatriegeschichte”. Es ist sehr interessant, wie es früher war und wie es heute ist. Ein schockierender, aber gleichzeitig sehr interessanter Teil der Psychiatriegeschichte ist die Psychiatrie im Nationalsozialismus.
Um dieses Thema besser zu verstehen, waren wir mit unserer Klasse bei der Ausstellung “Totgeschwiegen” auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Diese Klinik wurde 1880 als “Irren- und Idiotenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf” gegründet und in den 1920er Jahren in Wittenauer Heilstätten umbenannt. Ab 1957 hieß sie Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik und war das größte psychiatrische Krankenhaus West-Berlins. Seit 2001 ist das Gelände Eigentum der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH.
Die Ausstellung “Totgeschwiegen” wurde nach mehreren Forschungsarbeiten im August 1988 erstmalig gezeigt und 2008 vollständig überarbeitet. Unsere Klasse hatte die Möglichkeit diese zu besuchen.
Jedem in der Klasse war vorher klar, dass die Nationalsozialisten einen Genozid an Juden und vielen anderen Menschengruppen verübt haben. Aber es war nicht jedem klar, in welchem Ausmaß psychisch Kranke und Behinderte betroffen waren.
Ich fand diese Ausstellung sehr gelungen und wichtig. Meiner Meinung nach kann die gegenwärtige und zukünftige Psychiatrie  nur begriffen werden, wenn die Vergangenheit nicht vergessen und ausgeblendet wird. Die Auseinandersetzung mit der Psychiatrie im Nationalsozialismus soll zukünftigen Generationen das Bewusstsein gegenüber der Gefahr einer möglichen Wiederholung schärfen. Hier erläuterte Gräueltaten  lassen einen selbst reflektieren , wie man selbst im Alltag mit der Würde jedes einzelnen Menschen umgeht und ob man Betroffene tatsächlich auch voller Respekt, Toleranz und Akzeptanz behandelt.

About Myroslava Mahler

Ich komme aus der Ukraine, bin verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von 11 und 20 Jahren. Seit Oktober 2014 lerne ich in einer katholischen Schule Altenpflege. Den praktischen Teil der Ausbildung absolviere ich bei Caritas Altenhilfe. Beides macht mir sehr viel Spaß.

2 Kommentare

  1. Danke für Deinen Beitrag!

    Und ich wünsche mir für die heutige Zeit auch mehr Pflegekräfte und damit mehr Möglichkeiten unseren “Großmüttern und Großvätern” das Leben zu ermöglichen, welches sie sich sicherlich für ihr “Rentendasein mit Einschränkung” auch vorgestellt haben.

    Leider interessiert sich niemand von der Politik dafür – Jeder guckt weg.
    Doch Deine Initiative kann viel erreichen!

    Ganz lieben Gruß!
    Anja Fleischer

  2. Hallo Myroslava,
    das Thema ist noch lange nicht so präsent, wie der Holocaust. Leider wird es oft vergessen. Ich stamme aus Baden- Württemberg und wohne in der Nähe einer großen Behinderteneinrichtung, aus der viele Menschen bis 1945 in Grafeneck umgebracht wurden. Ich vermisse eine solche Aufarbeitungskultur bei uns. Zwar gibt es bei uns im Haus der Geschichte des Landes Baden- Württemberg einige Hinweise in der Dauerausstellung und auch in Grafeneck selbst. Allerdings empfinde ich es als wichtig, mit diesem Thema offensiver umzugehen.
    Ich mag das Fazit Deines Textes, weil es zeigt, dass Menschlichkeit nie an einer Diagnose enden darf. Danke dafür.

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